Freitag, 28. November 2008

Goethe als Wirtschaftsweiser



"Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt? / Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld."

Pickelhering wälzt "Faust II": Wirtschaftskrise im Kaiserreich. Mephistopheles lässt Geld drucken - das durch noch im Boden vergrabene, unentdeckte Schätze gedeckt sein soll. Die Krise ist damit zunächst im Griff. Doch es kracht noch.
"Faust: War't ihr für meine Worte taub! / Tausch wollt ich, keinen Raub." Statt friedlicher Tauschwirtschaft, die sich der "Unternehmer" Faust erhofft, bringt die neue Zeit nach der Reorganisation des Reiches einen Handel, der untrennbar mit Raub und Krieg verbundenen ist. CDOs und CBUs kannte Mephisto allerdings noch nicht, dafür war der Kapitalismus noch zu neu.

Auch (oder gerade) für Ökonomen lohnt sich die Lektüre: Goethe hat eine kluge Beschreibung abgeliefert. Das kann man von den heutigen Predigern der Marktwirtschaft nicht behaupten.

(Zitat 1: Faust II, 1. Akt, Szene "Kaiserliche Pfalz"; Zitat 2: Faust II, 5. Akt, Szene "Tiefe Nacht")

P.S.: Lesenswerter Artikel: "Die Magie des Geldes" - über Goethes Unterscheidung von Produktion zur Bedürfnisbefriedigung und Produktion für den Markt im "Faust".