Samstag, 6. Dezember 2008

Beschissene Politik darf einfältig sein


Ein Bodybuilder und Schauspieler als Ministerpräsident - oder sogar als deutscher Bundeskanzler? Ralf Moeller hat seine Liebe zur Politik entdeckt und will es seinem Freund Schwarzenegger gleichtun. Darüber macht sich der aktuelle "KulturSPIEGEL" lustig.

Warum eigentlich? Ist es nicht egal, ob eine Physikerin oder ein Sportler, Merkel oder Moeller das dritthöchste Amt in der Bundesrepublik einnimmt?
Klar, der politische Stil wäre ein anderer, vielleicht ein ganz anderer. Aber würde das etwas an der Politik selbst, den Inhalten ändern? Sicher nicht.

Was kann eigentlich Merkel, was der für die CDU werbende Moeller nicht kann? Das Umverteilen von Arm zu Reich kriegt der den Luxus liebende Hollywood-Schauspieler locker so gut hin wie die sich bescheidener gebende Akademikerin.

Mittlerweile beträgt die Bruttolohnquote nur noch 64,6 Prozent (1980: 73,2 Prozent). Von den rund 266 Milliarden Euro Volkseinkommenszuwachs zwischen 2001 und 2007 fielen nur knapp 63 Milliarden auf die Entgelte der Arbeitnehmer. Auf Unternehmens- und Vermögenseinkommen fiel hingegen der dickste Batzen: 203 Milliarden. Da können in den Chefetagen der Konzerne und in Villenvororten die Champagnerkorken ordentlich knallen. Was Merkel und ihr Vorgänger Schröder an sozialer Verwüstung angerichtet haben, könnte "Conan" Moeller auch.

Nun stellen Bürgerrechte für den Sozialabbau ein nicht zu unterschätzendes Hindernis dar. Also weg mit ihnen. Dafür hat Angie ihren Schäuble. Eine "Politik der harten Hand" aber liegt der Supernanny, äh sorry, dem Superbullen Moeller wahrscheinlich auch.

Nun, vielleicht ist Angie besser darin, kein wirksames Konjunkturprogramm gegen die Krise aufzulegen oder darin, die Autolobby zu bedienen. Möglich, dass die Kanzlerin geschickter ist, wenn es darum geht, den Klimaschutz auf EU-Ebene im Interesse der deutschen Industriebosse zu sabottieren - genau zu dem Zeitpunkt, an dem der UN-Klimagipfel tagt. Der wird praktischerweise dadurch gleich mit torpediert.

Pickelhering ist der festen Überzeugung, dass man für all dies keinen Doktorgrad haben muss. Eine nur mäßige schauspielerische Begabung reicht vollkommen aus - und die hat Moeller.

Der KulturSPIEGEL meint, in der deutschen Politik werde "über Parteiprogramme gestritten, die so schwer zu verstehen sind wie eine Mathematikklausur (...) Warum also nicht ein wenig mehr Schlichtheit (...) Warum nicht mehr Moeller?" Stimmt. Beschissene Politik darf einfältig sein.