Montag, 29. September 2008

Glosse: Der Bulle Mehdorn



Bahnboss Harmut Mehdorn ist ein Genie auf seinem Gebiet. Niemand hat so brillante Ideen, um mehr Verkehr von der Schiene auf die Straße zu bringen. Ein Beispiel: Die globalen Finanzmärkte gehen in die Knie und auf dem Höhepunkt der Krise bringt er die Bahn an die Börse. Finanzanalysten sind bärisch gestimmt, aber Mehdorn geht ran wie ein Bulle. Was für ein Kerl!
Das mit der "Teilkapitalisierung" (umgangssprachlich für: verscherbeln) der Bahn beauftragte Bankenkonsortium rechnet wegen der Finanzkrise mit 10 Prozent weniger Verkaufserlös.

Aber es ist ja noch hin, bis zum Börsengang am 27. Oktober. Minus 20 Prozent müssten doch drin sein. Das scheint auch die Bundesregierung zu denken. Sie bekräftigte, trotz der Lage der Finanzmärkte am Zeitplan des Börsengangs festhalten zu wollen. Genau!
Nicht klotzen, sondern kleckern. Warum gierig sein und für die Bahn haben wollen, was sie wert ist? Öffentliches Eigentum? Weg mit dem Ramsch!

Für die Herkules-Aufgabe, eine solche Bruchlandung zu organisieren, kommt nur einer wie Mehdorn in Frage. Sein Handwerk hat er in der Flugzeugbranche erlernt - und die hat Ahnung von Abstürzen.

Sollte der Verkaufserlös noch niedriger ausfallen als erhofft, kann das Dreamteam Merkel-Mehdorn auf die Idee der beiden Chemnitzer "Sozialexperten" Thießen und Fischer zurückgreifen: Runter mit Hartz IV auf 132 Euro und die Kohle wäre in Null Komma Nix wieder drin.

Da blieben sogar ein paar Peanuts übrig für eine zweite Überweisung an Lehman Brothers. Oder man wartet noch sechs Monate und kauft gleich die USA. Die haben nämlich etwas, das Mehdorn auch begehrt: Keinen funktionierenden Personenverkehr auf der Schiene.