SKL-Kunden kurbeln die Binnenkonjuntur an und müssen dafür nicht einmal ein Formular ausfüllen. Von wegen Service-Wüste Deutschland
Im Standortwettbewerb der Bundesländer belegen dank innovativer Methoden zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg die Medaillenränge in der Disziplin Haushaltsüberschuss. Das Erfolgsrezept: Wer bei der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL), einer Anstalt öffentlichen Rechts mit Sitz in München, ein Los per Kontoabbuchung bezahlt hat, darf damit rechnen, einen weiteren Beitrag zur Steigerung des Bruttosozialproduktes zu leisten. Das Beste daran: Alles erfolgt unbürokratisch ohne Einwilligung und Zutun des Kontoinhabers.
So haben Call-Center versucht, Verbrauchern in Werbeanrufen Glücksspiele anzubieten. Obwohl Betroffene eine Teilnahme ablehnten, wurde das Geld in einer unbekannten Anzahl von Fällen trotzdem abgebucht. Die Kontodaten stammen vermutlich von der staatlichen SKL.
Wie die Daten in die Hände der Call-Center gelangt sind, ist noch ungeklärt. "Wir verraten doch nicht unsere Tricks. Das verstößt gegen den Datenschutz", teilten die an der SKL beteiligten Länder Bayern, Sachen und Baden-Würtemberg auf einer Pressekonferenz mit. "Das wäre das Ende der Verarsche", so die Länderchefs. "Derzeit planen wir die Einrichtung landeseigener Glückspiel-Call-Center. Dann landet die Asche bei uns", ließ die Bayerische Staatskanzlei verlautbaren.
Unternehmerverbände können sich für das Konzept hingegen nicht begeistern. "Mit den Unternehmensteuerreformen hat uns der Staat so viel Zucker in den Arsch geblasen, dass wir auf Binnenkonjunktur nicht mehr angewiesen sind", teilte die Pressestelle des BDI mit. Wenig originell findet der Bundesverband deutscher Banken die automatisierte Abbuchung: "Das Abzocken der Kundschaft haben WIR erfunden. Finger weg von UNSERER Kohle!"